Rhetorik – Selbstsicher sprechen vor Gruppen von Menschen

Nicht alles was ich sage/schreibe, wird bei dir anklang finden. Nimm mit, was du gebrauchen kannst. Versuche nicht, dir alles zu merken und alles umzusetzen. Das macht nur kirre. Aber es ist bestimmt etwas dabei, was du als nächstes versuchen möchtest. Das nimm mit.

Zielgruppe ist, Menschen, die im Team noch nicht frei reden können. Ziel dieses Workshops ist nicht, das Performan auf der Bühne zu erleichtern.

Lampenfieber ist normal

Lampenfieber ist Stress und ganz normal. Aber Mut ist, wenn du der Einzige bist, der weiß, dass du Angst hast. So ist es auch beim Sprechen.

„Kampf oder Flucht“ ist, was dein Körper auf diesen Stress von dir verlangt.

Fake it, before you make it. Tue so, als wärst du selbstbewusst und starte. Wenn du erstmal „drin“ bist, denkst du wahrscheinlich gar nicht mehr nach, sondern erzählst dein Thema.

„Liebe Angst, ich sehe dich. Es ist okay, dass du da bist.“

Sei inhaltlich vorbereitet

Du bist viel weniger ängstlich über Themen zu sprechen, von denen du sehr viel weißt.

Dein Publikum möchte ein positives Erlebnis

Ich halte nichts von dem Tipp: ‚Stell dir einfach dein Publikum nackt vor‘, der so oft in Rhetorik-Ratgebern zu finden ist. Er vertieft die Spaltung zwischen dir und ‚denen‘ eher noch, als dass er wirklich das Lampenfieber lindert.

Aber versuch es mal damit: alle Menschen wollen gerne etwas Positives erleben. Sehr wahrscheinlich hören sie dir zu, weil du über ein Thema redest, das sie auch interessiert und über das sie mehr erfahren wollen. Sie sind weder reißende Wölfe, noch eine geifernde Meute.

Vielmehr besteht dein Publikum aus vielen einzelnen Menschen, die zum Großteil auch schon mal vor anderen geredet haben. Sie können sich in dich hineinversetzen und sind in der Mehrzahl großzügig und zugewandt.

Und die paar anderen: Du wirst es nicht allen recht machen können. Ja, und vielleicht hat der eine oder die andere auch einen Kritikpunkt an deinen Ausführungen. Du musst nicht von allen gemocht werden.

Das Wichtigste ist, dass du zu deinem Publikum wirklich in Kontakt trittst, in einen Dialog gehst und deine Inhalte überzeugend verkaufst. Und die meisten Menschen im Publikum sind freundlich und werden dich deutlich unkritischer betrachten, als du es dir vorstellen kannst.

Vertraue deinem Publikum

Du kannst mit Menschen, denen du vertraust, leicht reden. Fremden tritt man oft verhaltend gegenüber. Das ist beim Sprechen manchmal eine Ursache für die Blockade oder ein Zögern. Im Team reicht oft dieses Zögern bereits, dass jemand anderes das Wort ergreift und dein wertvoller Punkt nun nicht mehr passt. Schade.

Suche Gelegenheiten zum Üben

Tatsächlich, wie so vieles, deine Sprechangst kann einen „Ekelberg“ aufbauen, je länger du es vor dir herschiebst. Das Prokrastinationsproblem. Je häufiger du sprichst, desto leichter fällt es dir und desto weniger zögerst du.

Sprechübung

Ein geschickter Freund von mir hat ein Modellflugzeug gebaut. Damit sind wir zusammen zum Segelflugplatz gegangen um es ganz gespannt auszuprobieren.
Es flog schnell hoch und immer höher. Wie ein stolzer Adler dreht es sich über dem Platz. Doch plötzlich stürzte das schöne Flugzeug ab und knallte hart auf den Boden. Die ganze Arbeit war dahin. Das war traurig, sehr traurig.

Lies den Text laut vor. Und nun lies ihn nochmal theatralisch vor. Richtig übertreiben mit den Emotionen die hier drin stecken.


13 Tipps im Überblick, damit du einen neuen Umgang mit Lampenfieber findest:

  1. Akzeptiere dein Lampenfieber und sprich mit ihm: ‘Hallo, Lampenfieber, da bist du ja wieder!’

  2. Bewusst ein- und ausatmen. Wiederholen. Wiederholen. Wiederholen.

  3. Lerne deine entspannte Sprechstimmlage kennen und kehre bei Lampenfieber immer wieder zu ihr zurück.

  4. Erlerne eine Entspannungstechnik, um Lampenfieber zu lindern, z.B. die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen.

  5. Betätige dich körperlich, um Lampenfieber abzubauen: Treppen steigen, joggen, Büroflur ablaufen.

  6. Reduziere dein Lampenfieber, indem du dich inhaltlich richtig gut vorbereitest. Und wisse auch, wann es Zeit ist, den Computer zuzuklappen.

  7. Gönn dir eine Probe, um Lampenfieber vorzubeugen. Entweder allein, oder…

  8. Such dir ein Test-Publikum, um deinen Vortrag zu üben und besser mit dem Lampenfieber umzugehen.

  9. Denke wirklich realistisch über andere, damit das Lampenfieber weniger wird. Und wisse: die denken viel weniger über dich nach, als du dir überhaupt vorstellen kannst.

  10. Atme vor dem Sprechen und währenddessen immer wieder bewusst aus, um Spannungen abzubauen und das Lampenfieber gut zu bewältigen. Das ist auch gut für deine Stimme.

  11. Du wirst das Lampenfieber los, wenn du dich traust, bewusst Blickkontakt aufzubauen. Die Leute vor dir sind mehrheitlich freundlich. Versprochen.

  12. Vertraue auf den Gewöhnungseffekt im Umgang mit Lampenfieber. Nach spätestens 2 Minuten auf der Bühne hast du dich an diese exponierte Sprech-Situation gewöhnt.

  13. Nutze jede, wirklich jede, Sprech-Situation, um Lampenfieber abzubauen. Rhetorik ist eine Übungsdisziplin - und du kannst immer üben.

Quellen:

  • Schwarzbach, Beatrix, „13 Tipps für einen neuen Umgang mit Lampenfieber“, Stand: 18.02.2021, https://www.beatrixschwarzbach.de/artikel/lampenfieber-umgang